Umweltfreundlich und günstig?
Wie es der Name bereits verrät, handelt es sich bei Fernwärme um die Belieferung von Gebäuden mit Wärme von einem externen Kraft- oder Heizwerk. Die dort erzeugte Wärme gelangt durch ein Rohrsystem zum Haushalt. Wenn Sie über Fernwärme heizen, brauchen Sie also keine eigene Heizungsanlage zu Hause. Die am häufigsten genutzten Brennstoffe für Fernwärmeheizungen sind Erdgas, Steinkohle und Wärme, die aus Müllverbrennung entsteht. Aber auch Braunkohle oder Mineralöl können für Fernwärme genutzt werden.
Wenn Sie sich für eine Fernwärmeheizung entscheiden, wird die zentrale Versorgung von Warmwasser und Heizwärme Ihres Eigenheims von der Ferne (über die Liegenschaftsgrenzen hinweg) geregelt.
Dazu wird die Fernwärme zunächst zentral in einem Heizwerk erzeugt. Als Wärmeträger dient im allgemeinen Wasser, das über ein Rohrleitungssystem zu Ihnen als Verbraucher gelangt. Dort gibt das Heizwasser in Heizkörpern oder Wärmetauschern Wärme zum Heizen oder zur Erwärmung von Brauchwasser für den Haushalt ab. Anschließend fließt das abgekühlte Heizwasser zum Heizkraftwerk zurück.
Es können nur Gebäude über kleine und mittlere Entfernung vom Heizkraftwerk versorgt werden. Die maximale Entfernung beträgt in etwa 20 Kilometer zum Heizkraftwerk, da sonst der Transport von Fernwärme aufgrund der langen Rohrleitungen ineffizient wird.
Jedes Fernwärmenetz ist ein lokales Monopol. Somit liegen die Planung und der Betrieb des Kraftwerks sowie der Netze in der Hand eines Unternehmens. Das heißt: Ein Wechsel des Wärmelieferanten ist in der Regel nicht möglich. Entscheiden Sie sich mit Fernwärme zu heizen, binden Sie sich damit meist für viele Jahre an einen Lieferanten.
Jedoch gibt es einzelne Ausnahmen für Verträge mit Anbietern von Fernwärme: Diese dürfen beispielsweise für eine Zeitdauer von zehn Jahren geschlossen werden. Die rechtlichen Grundlagen zwischen Ihnen als Kunden und den Fernwärmeanbietern sind in der AVBFernwärmeV geregelt.
Möchten Sie als Eigentümer Ihr Haus mit Fernwärme versorgen, können Sie dennoch zusätzlich erneuerbare Energien nutzen. Dazu zählen beispielsweise Solaranlagen zur Strom- oder Wärmeererzeugung.
Möchten Sie auf Fernwärme umsteigen, lassen Sie zuvor einen Vollkostenvergleich anstellen. Ein reiner Preisvergleich von Fernwärme mit Öl oder Erdgas ist nicht wirklich aussagekräftig. Bei einem Vollkostenvergleich werden alle Kosten über den gesamten Nutzungszeitraum Ihrer Heizung berücksichtigt, also auch Kosten für die Anschaffung, Wartungen und den Schornsteinfeger.
Im Fernwärmepreis sind bereits Umwandlungsverluste enthalten, weshalb die Preise für Gas- oder Ölheizungen auf den ersten Blick günstiger erscheinen. Allerdings entstehen bei diesen Heizungsformen die Erzeugungsverluste erst vor Ort im Heizungskessel, wodurch Sie mehr Brennstoff benötigen, um die gleiche Menge Wärme zu erzeugen.
Die durchschnittlichen Kosten für Fernwärme pro kWh liegen bei etwa 9,2 Cent. Für das Abrechnungsjahr 2020 berechnete der Heizspiegel Fernwärme-Kosten von 1.520 Euro pro Jahr für ein Einfamilienhaus mit 110 Quadratmetern. Daraus ergeben sich durchschnittlich 13,81 Euro pro m², abhängig von Gebäudegröße, Fernwärmeanbieter und Energieverbrauch. Für 2021/22 werden deutlich höhere Preise prognostiziert.
Beachten Sie, dass je nach Anbieter die Kosten für Fernwärme jedoch sehr unterschiedlich ausfallen und vom Durchschnittspreis deutlich abweichen können. Es kann sogar sein, dass ein Betreiber mehrerer Fernwärmenetze für jedes Netzgebiet einen anderen Preis anbietet, ggf. sogar innerhalb einer Stadt.
Kosten pro kWh | im Schnitt ca. 9,2 Cent |
---|---|
Kosten pro MWh | im Schnitt ca. 92 Euro |
Umstellungskosten | ca. 8.000 bis 15.000 Euro |
Dienstleistungspreis | Fällt optional bei einigen Versorgern für Abrechnungen und Messungen an. |
In der Regel setzen sich die Kosten für Fernwärme aus zwei wesentlichen Bestandteilen zusammen:
Arbeitspreis: Über den Arbeitspreis wird der tatsächliche Wärmeverbrauch in Cent pro Kilowattstunde abgerechnet.
Grundpreis: Der Festpreis pro Jahr für die anteiligen Kosten an Kraftwerk und Netzen. Der Grundpreis wird pro Kilowatt angeschlossener Leistung berechnet.
Hinzu kommen bei einem Wechsel auf Fernwärme sogenannte Umstellungskosten. Darunter fallen beispielsweise die Entsorgung der Altanlage, der Anschluss an das Fernwärmenetz und der Einbau der Fernwärmeheizung sowie die Einstellungen der Verteilung der Wärme durch entsprechendes Fachpersonal.
Das Heizen mit Fernwärme ist unter bestimmten Umständen klimafreundlich. Aus diesem Grund fördert der Staat die Anschaffung einer Fernwärmeheizung mit verschiedenen Programmen. Grundsätzlich stehen Fördergelder des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und teilweise Fördermittel der Länder oder Gemeinden bereit.
Damit sich Fernwärme lohnt, sollte Ihr Gebäude einen gewissen Energieverbrauch haben, denn über den Grundpreis finanzieren Sie das Kraftwerk und die Wärmenetze anteilig mit. Zudem ist eine für die Wirtschaftlichkeit erforderliche Mindestabnahmemenge pro Meter Netz erforderlich. Aus diesen Gründen lohnt sich Fernwärme häufig nur in stark bewohnten Gebieten, in denen möglichst viele Nutzer an das Fernwärmenetz angeschlossen werden können.
Im Vergleich zu anderen Heizungsarten sprechen einige Fakten für eine Fernwärmeheizung. Damit Ihnen die Entscheidung leichter fällt, haben wir die Vor- sowie Nachteile für Sie zusammengetragen:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Fernwärme gilt im Allgemeinen als klimafreundlich, wobei Sie dabei immer etwas genauer hinschauen sollten. Ob und wie klimafreundlich die bezogene Fernwärme ist, hängt von der Höhe der Leistungsverluste, dem eingesetzten Energieträger und der Erzeugungseffizienz im Kraftwerk ab.
Egal ob Kraftwerke mit KWK, Blockheizkraftwerke, Fernheizwerke, Geothermiekraftwerke, Müllverbrennungs- oder Solarthermieanlagen - Fernwärme lässt sich prinzipiell in jedem Heizkraftwerk erzeugen. Indizien für klimafreundliche Fernwärme können der Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplungen oder die Nutzung von Abwärme, die zum Beispiel bei der Müllverbrennung entsteht, sein.
Kraft-Wärme-Kopplung bedeutet, dass Strom und Wärme zusammen in einem Prozess erzeugt und auch beide Produkte im Anschluss genutzt werden. Dadurch wird eine sehr hohe Energieausbeute von etwa 80 Prozent erreicht. Zum Vergleich: Bei Kraftwerken, die nur Strom erzeugen und die dabei anfallende Wärme ungenutzt an die Umgebung abgeben, liegt die Energieausbeute bei ungefähr der Hälfte.
Damit Sie wissen, ob Ihr Anbieter wirklich klimafreundlich Fernwärme liefert, informieren Sie sich darüber, welche Energieträger bei der Erzeugung der Wärme eingesetzt werden und welche CO2-Emissionen dabei anfallen. Fragen Sie im Zweifelsfall direkt bei Ihrem Anbieter nach.
Sind Sie noch auf der Suche nach einer Heizungsexpertin oder einem Heizungsexperten? Füllen Sie gern unser Online-Formular aus. Anhand Ihrer Angaben können wir Ihnen kostenlos und unverbindlich* geeignete Fachfirmen für Heizungsanlagen aus Ihrer Region empfehlen.
Fernwärme bringt Vor- und Nachteile mit sich. Vorteilhaft ist, dass Sie keinen eigenen Heizkessel oder Raum zur Lagerung von Brennstoffen benötigen. Außerdem entfallen die Wartungskosten und Sie müssen sich nicht um den Brennstoffkauf kümmern. Fernwärme gilt aufgrund der Kraft-Wärme-Kopplung und der Nutzung der ohnehin anfallenden Wärme aus Industrie und Gewerbe als umweltfreundlich. Unsere Empfehlung: Informieren Sie sich, welchen Mix Ihr Anbieter genau verwendet. Der größte Nachteil ist der fehlende Wettbewerb aufgrund der Monopolstellung lokaler Fernwärmenetze. Sprich: Sie können den Fernwärme-Lieferanten nicht einfach wechseln, um Kosten zu sparen. Insbesondere, wenn Ihr Anbieter sehr teuer ist, wiegt dieser Nachteil besonders schwer.
Wie teuer Fernwärme für Verbraucher ist, hängt stark vom regionalen Anbieter ab. Anders als bei Strom- und Gasanbietern gibt es für Fernwärme nur wenige Anbieter. Dadurch fehlt der Wettbewerb und es kommt zu Anbieter-Monopolen. Auf Erhöhungen der Preise und Grundkosten kann deshalb nicht einfach mit einem Anbieterwechsel reagiert werden. Teilweise wird eine Mindestabnahmemenge vorgeschrieben, die nicht flexibel angepasst werden kann. Das heißt, Sie haben kein Anrecht auf eine Senkung der Anschlussleistung, auch wenn Ihr Energiebedarf sinkt, weil die Kinder ausgezogen sind oder energetische Sanierungen vorgenommen wurden. Lange Laufzeitverträge von fünf bis zehn Jahren sind üblich. Die Entscheidung für Fernwärme sollte deshalb gut überlegt sein.
Prinzipiell ist Fernwärme eher umweltfreundlich, da die Kraft-Wärme-Kopplung (Strom und Wärme werden produziert) eine hohe Energieausbeute ermöglicht. Wie klimafreundlich Fernwärme ist, hängt vom Energieträger bei der Erzeugung der Wärme sowie von den anfallenden CO2-Emissionen ab. Werden erneuerbare Energien bei der Stromerzeugung verwendet, bei der dann die Wärme abfällt, ist sogar CO2-Neutralität möglich. Detaillierte Informationen werden für Verbraucher allerdings nicht immer transparent gemacht. Achten Sie am besten schon bei der Anbieterwahl auf den genutzten Energieträger, wenn Klimaneutralität für Sie ein entscheidendes Kriterium ist.