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Faktencheck: Die 5 größten Mythen rund um Wärmepumpen

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Wärmepumpen könnten eine Schlüsselrolle bei der Energiewende im Eigenheim spielen, doch die Verbreitung dieser Heiztechnologie bleibt in Deutschland hinter den Erwartungen zurück. Während Wärmepumpen in Ländern wie Schweden und Finnland bereits etwa 40 Prozent des Wärmebedarfs decken, sind es laut Umweltbundesamt hierzulande gerade einmal drei Prozent. Mögliche Gründe dafür sind zahlreiche Mythen und Missverständnisse, die rund um das Thema Wärmepumpen kursieren. Wir räumen mit den fünf größten Irrtümern auf.
Claudia Mühlbauer, Online-Redakteurin
Claudia Mühlbauer
29.10.2024, 13:56 Uhr
Graue Luftwärmepumpe vor weißer Gebäudefassade

Mythos 1: Wärmepumpen funktionieren nur in gedämmten Gebäuden

Im Jahr 2023 wurde in fast 69 Prozent aller neu errichteten Ein- und Zweifamilienhäuser eine Wärmepumpe als primäre Heizquelle installiert. Im Bestand ist die Bereitschaft zur Wärmepumpe aber immer noch zurückhaltend. Das zeigt sich auch daran, dass ein Drittel aller Heizungsanlagen im Bestand älter als 25 Jahre ist. Nach wie vor hält sich der Irrglaube, Gebäude müssten für den Einsatz von Wärmepumpen erst umfassend energetisch saniert werden. Analysen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zeigen aber, dass eine Komplettsanierung auf Neubaustandard nicht erforderlich ist, um Wärmepumpen in Bestandsgebäuden sinnvoll zu betreiben.

Entscheidend ist vielmehr die Heizkreistemperatur, die an den Heizwärmebedarf und die bestehenden Heizkörper angepasst werden muss. Typische Vorlauftemperaturen in Altbauten liegen bei 70° C bis 90° C. Um den Betrieb einer Wärmepumpe zu ermöglichen, muss diese Temperatur auf etwa 55° C oder weniger abgesenkt werden. Damit können Wärmepumpen auch in unsanierten Bestandsgebäuden effizient genutzt werden. In einigen Fällen kann allerdings der Austausch der Heizkörper notwendig sein. Moderne Niedertemperaturheizkörper, die speziell für den Betrieb mit Wärmepumpen entwickelt wurden, können die Effizienz steigern.

Das gilt nicht nur für Einfamilienhäuser, sondern auch für Mehrfamilienhäuser. Laut Angaben des Messdienstleisters Techem könnten in der Hälfte der von ihm betreuten rund 120.000 Mehrfamilienhäuser Wärmepumpen direkt eingesetzt werden. In weiteren 40 Prozent der Gebäude wäre dies nach einem Heizkörpertausch möglich. Zwar beeinflusst die Dämmung die Größe der Wärmepumpe – ein besserer Wärmeschutz ermöglicht den Einsatz kleinerer und effizienterer Anlagen – sie ist aber kein Muss.

Mythos 2: Wärmepumpen funktionieren nur mit Fußbodenheizungen

Viele glauben, dass eine Wärmepumpe nur in Verbindung mit einer Fußbodenheizung effizient arbeitet. Richtig ist: Je niedriger die Vorlauftemperatur der Heizungsanlage ist, desto effizienter kann die Wärmepumpe betrieben werden. Ideal sind Temperaturen von rund 35° C, die im Neubau durch große Flächenheizungen problemlos möglich sind. Da die meisten Wärmepumpen aber bis zu einer Vorlauftemperatur von 55° C effizient arbeiten, ist der Betrieb auch in Altbauten möglich. Lediglich die Heizkörper müssen entsprechend dimensioniert sein. Inzwischen sind allerdings auch hocheffiziente Wärmepumpen auf dem Markt, die Vorlauftemperaturen von über 55° C erreichen können, darunter Hochtemperaturwärmepumpen, die sogar Vorlauftemperaturen von etwa 70°C ermöglichen.

Ein hydraulischer Abgleich sorgt dafür, dass die Wärmeverteilung präzise auf den individuellen Wärmebedarf der einzelnen Räume abgestimmt ist. Das ermöglicht eine gleichmäßige Verteilung der Wärme, sodass alle Räume optimal erwärmt werden. Bernd Scheithauer, Fachmann für den hydraulischen Abgleich beim Wärmetechnikunternehmen Danfoss, schätzt, dass bei rund 80 Prozent der Heizungsanlagen Potenzial zur Temperatursenkung besteht. Moderne Niedertemperaturheizkörper könnten die Vorlauftemperatur sogar um bis zu zehn Grad senken und so die Effizienz der Wärmepumpe weiter steigern.

Über die häufigsten Vorurteile und deren Wahrheitsgehalt hat Aroundhome mit Dr. Richard Lucht von Thermondo gesprochen:

Mythos 3: Wärmepumpen sind im Winter ineffizient

Ein häufiges Argument gegen Luftwärmepumpen ist ihre vermeintlich schlechte Effizienz bei kalten Temperaturen. Zwar hängt die Effizienz solcher Anlagen tatsächlich von der Außentemperatur ab, Untersuchungen des Fraunhofer ISE zeigen aber, dass die Effizienzverluste während der kalten Wochen des Jahres kaum ins Gewicht fallen. Denn während der gesamten Heizperiode herrschen zu 75 bis 90 Prozent moderate Temperaturen, bei denen Wärmepumpen sehr effizient arbeiten.

Tatsächlich sind Luftwärmepumpen in der Lage, auch bei Temperaturen bis zu -20° C den Energiegehalt der Luft zu nutzen und Vorlauftemperaturen von über 50° C zu erzeugen. Wichtig ist dabei, dass der Heizwärmebedarf und der Einsatz der Luftwärmepumpe im Voraus festgelegt und bei der Planung der Heizleistung entsprechend berücksichtigt werden.

Graue Luftwärmepumpe an der Ecke eines Wohngebäudes mit weißer Fassade im Winter

Luftwärmepumpen nutzen die Außenluft auch bei kalten Temperaturen, um zuverlässig Wärme zu liefern.

Wer dennoch Bedenken hat, kann auf Erdwärmepumpen oder Wasser-Wasser-Wärmepumpen setzen. Diese Technologien bieten einen stabileren Wirkungsgrad, da die Temperaturen der genutzten Wärmequellen weniger schwanken. Diese Systeme erreichen Jahresarbeitszahlen von 4 bis 5, während Luftwärmepumpen im Durchschnitt über 3 liegen.

Bild einer Wärmepumpe neben einem Haus, umgeben von einem gepflegten, sonnigen Garten mit Hecken und Rasen.
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Mythos 4: Wärmepumpen sind laut

Ein weiterer Irrtum betrifft die Lärmbelästigung durch Wärmepumpen. Zwar erzeugen Luftwärmepumpen durch ihre Ventilatoren Geräusche, doch haben die Hersteller in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bei der Geräuschreduzierung erzielt. Im Durchschnitt liegt die Lautstärke bei 45 Dezibel. Damit sind die meisten Wärmepumpen etwa so laut wie ein Kühlschrank – wenn Sie direkt daneben stehen.

Die Lautstärke verringert sich mit zunehmendem Abstand zur Anlage. In etwa fünf Metern Entfernung kann die Geräuschkulisse auf unter 10 Dezibel sinken, wodurch die Wärmepumpe kaum noch wahrnehmbar ist. Zusätzlich können Schutzhauben und spezielle Standfüße den Geräuschpegel weiter senken.

Es gibt allerdings erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Wärmepumpen. Besonders erdgekoppelte Wärmepumpen sind nahezu geräuschlos im Betrieb, da sie keine Außenventilatoren benötigen. Die Geräusche im Freien sind minimal, da nur der innen liegende Anlagenteil Geräusche erzeugt, die mit denen eines Heizkessels vergleichbar sind.

Lärmschutzvorgaben

In Deutschland regeln spezifische Vorschriften den Lärmschutz für Wärmepumpen, um die Geräuschbelastung für die Umgebung gering zu halten. Diese Vorgaben sind in den regionalen und kommunalen Verordnungen und in der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) festgelegt. In allgemeinen Wohngebieten und Kleinsiedlungsgebieten gelten demnach Lärmschutzgrenzwerte von 55 dB(A) während des Tags und von 40 dB(A) während der Nacht. In reinen Wohngebieten sind es 50 bzw. 35 dB(A). Dank technischer Fortschritte wie leiseren Kompressoren und verbesserten Schalldämmmaßnahmen erfüllen moderne Wärmepumpen diese Anforderungen meist problemlos. Allerdings hängt die Einhaltung der Lärmschutzvorgaben nicht nur von der Technik ab, sondern auch von der richtigen Planung und Installation, einschließlich des Standorts und zusätzlicher Schallschutzmaßnahmen.

Mythos 5: Wärmepumpen haben hohe Anschaffungs- und Betriebskosten

Die Investitionskosten von Wärmepumpen sind zwar höher als bei konventionellen Heizsystemen wie Gas- oder Ölheizungen, aber durch staatliche Förderungen kann sich die Belastung erheblich verringern. Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können bis zu 70 Prozent der Kosten bezuschusst werden, der Grundfördersatz liegt bei 30 Prozent. Nicht nur die Wärmepumpe selbst wird gefördert, sondern auch die Kosten für einen Pufferspeicher und neue Heizkörper. Dadurch sind die Anschaffungskosten oft genauso hoch wie bei anderen Heizsystemen.

Was die Betriebskosten betrifft, sind Wärmepumpen trotz höherer Strompreise günstiger als fossile Heizsysteme, da sie sehr effizient arbeiten. Zwar kostet Wärmepumpenstrom etwa 2,5 Mal so viel wie Heizöl und Erdgas, aber im Vergleich zu Heizungen, die diese Brennstoffe nutzen, benötigen Wärmepumpen nur ein Drittel bis ein Fünftel der Energie. Wer eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat, kann die Wärmepumpe sogar noch kostengünstiger betreiben. Ein weiteres Plus: Da keine Verbrennung stattfindet, entstehen auch keine Kosten für den Schornsteinfeger. Laut einer Studie von Eon und der RWTH Aachen können Sie jährlich zwischen 28 und 69 Prozent der Energiekosten einsparen, wenn Sie statt einer neuen Gasheizung moderne Energielösungen einbauen. Die Angaben beziehen sich auf einen Vier-Personen-Haushalt in einem durchschnittlichen, 1990 gebauten Reihenhaus in München:

Jährliche Energiekosten*

Einsparungen ggü. der Gasheizung

Amortisationsdauer im Vgl. zur Gasheizung

Gasheizung

2.870 Euro

Wärmepumpe

2.068 Euro

28 Prozent

11 Jahre

Wärmepumpe, PV-Anlage

1.171 Euro

59 Prozent

11 Jahre

Wärmepumpe, PV-Anlage, Batteriespeicher

904 Euro

69 Prozent

12 Jahre

*Kosten sind Durchschnittswerte und dienen zur Orientierung

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