Immobilienverkauf ist immer noch Männersache: Die Analyse der generellen Verteilung der Anfragen für Immobilienmakler:innen unter Männern und Frauen zeigt, dass in 62 Prozent der Fälle Männer den Immobilienverkauf initiieren. Nur 38 Prozent der über 400.000 Anfragen, die vom Jahresbeginn 2020 bis zum August 2023 aus Deutschland bei Aroundhome eingegangen sind, kommen vom weiblichen Geschlecht.
Stärkerer Frauenanteil in Stadtstaaten und Großstädten
Einen Unterschied gibt es allerdings bei Stadtstaaten und Großstädten im Vergleich zu den (meisten) Flächen-Bundesländern. Hier ist der Frauenanteil deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Allerdings gibt es kein Bundesland und keine Stadt, wo mehr Frauen als Männer die Anfrage bei Aroundhome stellen.
Der Anteil der Anfragen zum Immobilienverkauf von Frauen auf Bundesländerebene ist in Hamburg (44 Prozent), Berlin und Bremen (beide 43 Prozent) am höchsten. Brandenburg folgt als erstes Flächen-Bundesland mit 42 Prozent.
Auch in urbanen Räumen zeigen die Datensätze ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis. In den 7 größten Städten Deutschlands erhöht sich der Frauenanteil auf 43 Prozent und liegt somit ganze fünf Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Besonders angeglichen sind die Anfragen in Freiburg. Hier liegt der Frauenanteil sogar bei 49 Prozent. Auf dem zweiten Platz ist Regensburg mit 48 Prozent. Den dritten Platz belegt Heidelberg mit 47 Prozent Frauen zu 53 Prozent Männern.
„Je aufgeklärter und bunter die Gesellschaft, desto ausgeglichener die Verteilung”
Roland Kampmeyer, Immobilienmakler aus Köln, kann die Zahlen aus seinen Erfahrungen bestätigen. Denn je aufgeklärter und bunter die Gesellschaft sei, desto ausgeglichener auch die Verteilung, verrät er im Interview. „Urbane Lebensräume sprechen schon dafür, dass Frauen dort gleichberechtigt und offensichtlich weniger in einem traditionellen Rollenmodell sind”, so der Immobilienexperte.
„Je ländlicher wir unterwegs sind, und je mehr wir in den derzeit aktuellen klassischen Zielgruppen der Verkäufer (60+) unterwegs sind, desto üblicher ist es, dass dort der Mann der Handelnde ist, wenn es um den Verkauf geht.“ Bei Trennungen hingegen beauftragen laut Kampmeyer meist beide Parteien eine:n Makler:in, um sich dann auf einen Dienstleister zu einigen, der den Verkauf durchführt.
Besitzverhältnis von Immobilien fast ausgeglichen
Liegt der höhere Anteil an Anfragen von Männern beim Immobilienverkauf daran, dass sie häufiger Immobilien besitzen als Frauen? Eindeutig lässt sich das nicht sagen, denn Häuser haben oft mehrere Eigentümer:innen; häufig teilen sich Paare den Besitz. Die aktuellste Auswertung zum Immobilienbesitz in Deutschland des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) exklusiv für Zeit Online mit Daten aus 2019 zeigt, dass Männer mit 45 Prozent etwas häufiger eine Immobilie besitzen als Frauen (42 Prozent). Das Besitzverhältnis ist also nur geringfügig höher.
Je jünger das Ehepaar, desto gleichberechtigter der Verkauf
Verkauft ein Ehepaar eine Immobilie gemeinsam, kommt es bei den Verkaufsverhandlungen laut Immobilienmakler Kampmeyer auf die individuelle Partnerschaft und die Altersspanne an. „Wenn es eine traditionelle Lebenspartnerschaft ist, ist die Frau anwesend, begleitet das Ganze aber eher still”, so Kampmeyer. „Je jünger das Paar ist, desto gleichberechtigter findet das statt.” Die zeitliche Verfügbarkeit spiele bei jüngeren Paaren eine Rolle: Wer Zeit habe, sich damit auseinanderzusetzen, übernehme die Termine.
Junge Paare kümmern sich gleichberechtigter um den Immobilienverkauf.
Männer schauen mehr auf die Zahlen, Frauen hören eher aufs Bauchgefühl
Auch bei der Herangehensweise an einen Immobilienverkauf zeigen sich laut dem Immobilienexperten Unterschiede. Der richtige Preis sei beim Hausverkauf für Männer und Frauen das wichtigste Verkaufsargument. Während Männer eher nicht auf Geld verzichten wollen und sehr zielorientiert seien, würden Frauen bei Angeboten ohne große Preisunterschiede auf ihr Bauchgefühl hören.
„Innerhalb des Transaktionsprozesses kommt es schon vor, dass sich insbesondere Männer die Frage stellen, ob jetzt schon der richtige Zeitpunkt ist oder nicht möglicherweise noch jemand kommt, der einen besseren Kaufpreis zahlt, wenn zu schnell ein Käufer gefunden wird.” Frauen seien häufiger mit der vereinbarten Preisrange zufrieden und gingen strukturierter vor.