Wer sich die Entwicklung der Immobilienpreise über die letzten Jahre hinweg anschaut, sieht einen rasanten Preisanstieg. Die Trendwende wurde bereits im vierten Quartal 2021 eingeleitet, als die Anstiege im Vergleich zum Vorjahresquartal erstmals abflachten. Wie die zuletzt im September 2024 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Preisanstiegen bei Wohnimmobilien zeigen, gehen die Preise seit dem vierten Quartal 2022 nun bereits das siebente Quartal in Folge zurück. Der Preisrückgang im zweiten Quartal 2024 war allerdings wieder geringer als in den Quartalen zuvor. Die Veränderungsrate zum jeweiligen Vorquartal bewegt sich damit in Richtung Null.
Quartal | Veränderungsrate zum Vorjahresquartal |
Q2/2024 | -2,6 Prozent |
Q1/2024 | -5,1 Prozent |
Q4/2023 | -7,2 Prozent |
Q3/2023 | -10,2 Prozent |
Q2/2023 | -9,7 Prozent |
Q1/2023 | -6,9 Prozent |
Q4/2022 | -3,9 Prozent |
Q3/2022 | +4,2 Prozent |
Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), September 2024
Im zweiten Quartal 2024 stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser in allen Regionen Deutschlands im Vergleich zum ersten Quartal. In den sieben größten Städten, darunter Berlin, Hamburg und München, erhöhten sich die Preise um 2,3 Prozent. In anderen kreisfreien Großstädten legten die Häuserpreise um 1,3 Prozent zu, während sie in dünn besiedelten ländlichen Kreisen um 0,9 Prozent stiegen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal waren Häuser in den Metropolen jedoch 4 Prozent günstiger, in ländlichen Kreisen sogar 5 Prozent.
Bei den Wohnungspreisen zeigte sich ein gemischtes Bild. Während die Preise in den größten Städten um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal stiegen, verzeichneten andere Großstädte ein Plus von 1,4 Prozent. In dünn besiedelten ländlichen Regionen sanken die Wohnungspreise im Vergleich zum ersten Quartal 2024 dagegen um 3 Prozent. Auch im Vergleich zum Vorjahresquartal waren Wohnungen in den Metropolen um 1,5 Prozent und in ländlichen Gebieten um 6,5 Prozent günstiger.
Mittlerweile erzielen Immobilien niedrigere Verkaufspreise als in der Vergangenheit und Finanzierungen sind für Käufer:innen schwieriger geworden. Es kann daher länger dauern, Kaufwillige zu finden. Allerdings sind die Bauzinsen wieder niedriger als noch in den Monaten zuvor und haben sich mittlerweile auf einem Niveau von etwa 3,5 Prozent eingependelt. Es wird mehrheitlich davon ausgegangen, dass sie mittel- bis langfristig stabil bleiben.
Ebenfalls stabil bleibt die Nachfrage nach Wohnimmobilien, trotz der teils gegensätzlichen Entwicklungen. Weil die Angst vor erneuten Zinssteigerungen größtenteils nicht mehr gegeben ist, könnte die Kaufbereitschaft von Interessent:innen weiter steigen. Expert:innen erwarten eine anhaltende Seitwärtsbewegung der Preise. Sind Sie bereit für den Verkauf, spricht nichts dagegen, ihn in nächster Zeit durchzuführen. Wenn Sie ein renovierungsbedürftiges Haus haben, kann es sich lohnen, vor dem Verkauf noch zu sanieren.
Generell ist das Leben teurer geworden, als es noch vor einigen Jahren war. Die Inflationsrate ist im August wieder leicht gesunken und liegt aktuell bei +1,9 Prozent. Der verhältnismäßig geringe Wert resultiert aber vor allem aus dem Vergleich mit dem hohen Preisniveau vom August 2023. Vor allem Dienstleistungen haben immer noch überdurchschnittliche Preiserhöhungen zu verzeichnen. Bei vielen Menschen mindern die höheren Lebenshaltungskosten die Bereitschaft, große Investitionen zu tätigen. Allerdings ist die Inflationsrate im Laufe des Jahres wieder stark zurückgegangen. Das kann die Kaufstimmung wieder verbessern, denn je niedriger die Inflation ist, desto wirtschaftlicher werden auch Immobilien für viele Kaufinteressierte.
Wer den Kauf einer Immobilie finanzieren will, braucht heute etwa 20 Prozent Eigenkapital. Zusätzlich nötig ist in den meisten Fällen ein Immobiliendarlehen. Die Tilgung so eines Kredits ist allerdings durch die gestiegenen Bauzinsen teurer geworden. Diese Erhöhung geht mit der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) einher. Sie hatte die Leitzinsen seit Juli 2022 in mehreren Schritten erhöht und im Juni 2024 erstmals wieder gesenkt. Eine erneute Leitzinssenkung fand im September statt. Zu den Leitzinsen, die die EZB festlegt, gehört unter anderem der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen können. Er liegt aktuell bei 3,65 Prozent und wirkt sich indirekt auf den Bauzins aus.
Seit November 2023 ist bei den Bauzinsen wieder ein Rückgang zu sehen. Lagen die durchschnittlichen Zinsen in der Spitze bei etwa 4,4 Prozent, so sind mittlerweile wieder Zinssätze von 3,3 bis 3,5 Prozent üblich. Expert:innen rechnen zum größten Teil damit, dass die Zinsen in den nächsten Wochen stabil bleiben werden. Von einer mittel- bis langfristigen Seitwärtsbewegung gehen laut dem Interhyp-Bauzins-Trendbarometer 72 Prozent der Expert:innen deutscher Kreditinstitute aus. Jeweils 14 Prozent erwarten einen Rückgang oder einen Anstieg.
Wie stark sich der Bauzins auf die Immobilienfinanzierung auswirkt, zeigen folgende Beispiele:
Kaufpreis der Immobilie | 400.000 Euro |
---|---|
Eigenkapital | 80.000 Euro |
Kredithöhe | 320.000 Euro |
Laufzeit | 25 Jahre |
Zinsbindung | 10 Jahre |
Abhängig davon, wie hoch der Zinssatz ist, ergibt sich ein anderes Gesamtbild bei den Kosten:
Zinssatz | 1,0 Prozent | 2,5 Prozent | 4,0 Prozent |
---|---|---|---|
Monatliche Tilgungsrate | 1.206 Euro | 1.436 Euro | 1.689 Euro |
Gesamtzinsen | 41.798 Euro | 110.672 Euro | 186.723 Euro |
Gesamtaufwand | 361.798 Euro | 430.672 Euro | 506.723 Euro |
Immobilien mit modernen Heizungssystemen und guter Isolierung bleiben besonders gefragt. Modernisierungen und energetische Sanierungen erhöhen den Verkaufspreis einer Immobilie. Das ist auf lange Sicht gut gedacht, wenn Käufer:innen diese höheren Preise stemmen können, während sich der Immobilienmarkt stabilisiert. Sinnvolle Modernisierungsmaßnahmen vor dem Hausverkauf sind zum Beispiel eine neue Wärmedämmung oder der Austausch der Heizungsanlage, wenn Sie aktuell noch auf Gas oder Öl setzen. Zudem gibt es Förderungen für energetische Sanierungen und die Förderquote für einen Heizungstausch hat sich mit Inkrafttreten des neuen Gebäudeenergiegesetzes 2024 auf bis zu 70 Prozent erhöht.