Während des vergangenen Winters wurde so wenig geheizt wie schon seit über zehn Jahren nicht mehr. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Check24, für die Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) herangezogen wurden. Ursache für den geringen Heizbedarf waren vor allem die milden Temperaturen während der Heizperiode von September 2023 bis April 2024. Für viele Eigenheimbesitzer:innen könnte daraus eine angenehme Überraschung bei der letzten Heizkostenabrechnung folgen.
Zehn Prozent geringerer Heizbedarf
Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist der Heizbedarf um durchschnittlich zehn Prozent gesunken. Diese Einsparungen spiegeln sich auch in den Heizkosten wider: Haushalte, die mit einer Gasheizung ausgestattet sind, zahlten im Durchschnitt 27 Prozent weniger als im Vorjahr. In Zahlen ausgedrückt, betrugen die Kosten für Gasheizungen im Durchschnitt 1.747 Euro, verglichen mit 2.406 Euro im Vorjahreszeitraum.
Steffen Suttner, Geschäftsführer von Check24 Energie, betonte allerdings, dass die gesunkenen Preise vor allem für Kund:innen von alternativen Energieanbietern gelten. Haushalte, die sich in der Gasgrundversorgung befinden, müssten hingegen mit deutlich höheren Kosten rechnen als vor zwei Jahren.
Auch die Heizölkosten waren in der vergangenen Heizperiode niedriger als in den beiden Vorjahren. Eigenheimbesitzer:innen mit Ölheizungen zahlten durchschnittlich 1.694 Euro, im Vergleich zu 2.109 Euro im Vorjahr. Das entspricht einem Minus von etwa 20 Prozent.
Mehrwertsteuer wieder auf altem Wert von 19 Prozent
Die Freude über die Einsparungen wird jedoch durch das Auslaufen der befristeten Mehrwertsteuersenkung getrübt, die Ende März endete. Die Mehrwertsteuer für Energie stieg zum 1. April von übergangsweise sieben wieder auf die ursprünglichen 19 Prozent, was zu einer spürbaren Erhöhung der Energiekosten für Eigenheimbesitzer:innen führen dürfte. Trotz dieser Entwicklung haben sich die Energiemärkte insgesamt entspannt, wie eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums kürzlich mitteilte:
„Die Energiekosten sind sowohl in Bezug auf Strom, als auch in Bezug auf Gas wieder auf ein deutlich geringeres Niveau zurückgefallen, als zu Spitzenzeiten während des ersten Jahres des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine. Die Preise für private Haushalte, die im zweiten Halbjahr 2023 einen neuen Strom- oder Gasvertrag abgeschlossen haben, liegen unter jenen der zweiten Jahreshälfte 2021.“
Dennoch liegen die Großhandelspreise für Erdgas und Strom teilweise noch über dem langjährigen Durchschnittsniveau.
Gaspreis erhöht sich
Das Auslaufen des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes werde die Endpreise beeinflussen, wie ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) dazu erklärte. Diese Änderung führe zu einer Verteuerung des staatlichen Anteils am Gaspreis. Allerdings wirken andere Faktoren wie etwa sinkende Einkaufspreise wiederum preisdämpfend. Die Auswirkungen des höheren Steuersatzes auf die Endpreise hingen von der Beschaffungsstrategie der Unternehmen ab.
Ein Beispiel von Check24 verdeutlicht die Auswirkungen: Ein Haushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh zahlte im März bei einem Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent 2.059 Euro. Bei einem Mehrwertsteuersatz von nun 19 Prozent wären es für die gleiche Gasmenge 2.319 Euro, was einem Preisanstieg von 13 Prozent entspricht.