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Wärmepumpe vs. Tradition: Wie heizt Deutschland wirklich?

17.10.2024, 14:57 Uhr

2 min

Claudia Mühlbauer

Die Verkaufszahlen von Wärmepumpen bleiben hinter den Erwartungen zurück. Während Gas- und Ölheizungen nach wie vor dominieren, gibt es neue Chancen durch staatliche Förderungen und Veränderungen im Heizungsmarkt.

Schornstein mit Rauch und Sonnenuntergang

Die Ampelkoalition hat sich beim Einsatz von Wärmepumpen hohe Ziele gesetzt. Dennoch bleibt die Mehrheit der Deutschen ihrem traditionellen Heizsystem treu. Für 2024 hat die Regierung die Installation von 500.000 neuen Wärmepumpen angestrebt. Michael Hilpert, Präsident des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), hält das jedoch für unrealistisch: „Wenn wir Glück haben, schaffen wir vielleicht zwischen 180.000 und 200.000 Geräten.“ Viele Hauseigentümer:innen seien verunsichert, da die künftige Energieversorgung vor Ort durch Fernwärme, Wasserstoff oder andere Alternativen nicht geklärt sei.

Zuletzt verlief die Wärmewende schleppend. Laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) brach der Umsatz mit neuen Heizungen im ersten Quartal 2024 ein. Der Absatz von Wärmepumpen sank im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent. Der BDH prognostiziert, dass 2024 bis zu 200.000 Wärmepumpen verkauft werden. Dabei liege die Zahl der verkauften Geräte üblicherweise über der Zahl der installierten Wärmepumpen. Der stärkste Rückgang war bei Holzheizungen zu verzeichnen, deren Absatzzahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 81 Prozent fielen.

Reaktionen an der Börse und Kritik an der Ampelkoalition

An den Börsen spiegeln sich diese Entwicklungen wider. So fiel der Aktienkurs des schwedischen Wärmepumpenherstellers Nibe von einem Höchststand von über 13 Euro im November 2021 auf 4,35 Euro. Das Unternehmen meldete für das erste Halbjahr 2024 ein deutliches Umsatzminus, bedingt durch den Rückgang beim Neubau von Immobilien. Ähnlich erging es dem japanischen Hersteller Daikin, dessen Aktienkurs von 228 Euro im September 2021 auf 119,60 Euro gesunken ist.

Als Hauptursache für diese Entwicklungen sehen viele Kritiker:innen das umstrittene Gebäudeenergiegesetz (GEG) der Ampelkoalition. Ziel der Bundesregierung ist es, dass alle Wohngebäude bis 2045 klimaneutral werden. Bis Ende 2044 sollen daher nahezu alle Öl- und Gasheizungen entfernt sein. Um den Heizungstausch zu beschleunigen, fördert der Staat den Einbau von klimafreundlichen Heizungen wie Wärmepumpen und den Anschluss an Fernwärmenetze. Dennoch dominieren in deutschen Wohnungen weiterhin Gas- und Ölheizungen mit einem Anteil von etwa 68 Prozent, während Wärmepumpen lediglich auf einen Anteil von knapp sechs Prozent kommen.

Trend zur Gasheizung infolge der GEG-Diskussion

Der niedrige Anteil der Wärmepumpe erklärt sich durch die lange Zeit niedrige Installationsrate in Deutschland. Auf 1.000 Einwohner kommen hierzulande lediglich 50 Wärmepumpen, während es in Norwegen derzeit 666 sind. Problematisch für eine zügige Wärmewende waren nicht zuletzt interne Streitigkeiten und mangelhafte Kommunikation der Ampelkoalition gegenüber der Öffentlichkeit. So hatten viele Hauseigentümer:innen aufgrund des Streits um das GEG im Frühjahr 2023 hastig noch Öl- und Gasheizungen bestellt. Das Verbot für fossile Brennstoffe ab 2024 gilt vorerst nur für Neubauten in Neubaugebieten.

Die Verkaufszahlen der Heizungsindustrie verdeutlichen den Trend: Im ersten Quartal 2023 wurden 168.000 Gasheizungen verkauft, im dritten Quartal waren es 240.000 - ein Plus von 43 Prozent. Zeitweise waren Gaskessel knapp, was zu verlängerten Wartezeiten für Kunden führte. Im vierten Quartal sanken die Verkaufszahlen jedoch wieder auf das Niveau des ersten Quartals.

Ausblick und Chancen durch hohe Förderungen

Ein positives Zeichen könnte die Aufhebung der Kombinationspflicht für Holzheizungen sein. Zuvor war es für die Inanspruchnahme von Förderungen notwendig, sie mit Wärmepumpen oder Solarthermie zu kombinieren, was den Absatz drückte. Mittlerweile stehen Holzheizungen im GEG gleichwertig als förderfähige Heizungsalternative. Wenn sie weniger als 2,5 Milligramm Feinstaub pro Kubikmeter erzeugen, winkt sogar ein Zuschlag von 2.500 Euro vom Staat.

Für 2024 erwartet die Branche eine dynamischere Entwicklung. Die Preise für Fernwärme werden weiter steigen, da die Kommunen in den Ausbau ihrer Netze investieren müssen. Wer nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen ist, wird sich möglicherweise eher für andere Heizalternativen entscheiden. Die neue Förderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die Ende Februar gestartet ist, könnte ebenfalls einen Anreiz schaffen. Seit Ende August können alle Haus- und Wohnungseigentümer:innen Förderanträge stellen. Die KfW fördert den Heizungstausch mit einem Zuschuss von bis zu 70 Prozent. Im ersten Halbjahr 2024 wurden bereits etwa 50.000 Förderzusagen erteilt, davon 39.000 allein für Wärmepumpenprojekte. Das könnte ein Signal für einen positiven Trend auf dem Heizungsmarkt sein.

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Claudia Mühlbauer, Online-Redakteurin
Claudia Mühlbauer
Claudia Mühlbauer ist seit vier Jahren Editor bei Aroundhome und versorgt unsere Leser:innen mit hilfreichen News, Artikeln und Ratgebern zu den Themen Immobilienverkauf und Solaranlagen. Sie interessiert sich vor allem für Förderungen, die größere Projekte rund ums Haus erschwinglicher machen.
© ADRIAN ASSALVE | © Getty Images/iStockphoto - in4mal | © Getty Images/iStockphoto - sbayram | © GettyImages - xxmmxx