Schnell zur Entscheidung:
Wer überlegt, eine Treppe im Neubau oder im Rahmen einer Sanierung im Bestandsbau einzubauen, sollte sich nur einen Überblick über die verschiedenen Konstruktionsarten verschaffen.
Als absoluter Klassiker unter den Treppenarten ist die Wangentreppe. Sie ist mit Abstand die häufigste Treppen-Konstruktionsart und zugleich eine der ältesten. Sie ist robust und strahlt eine rustikale Optik aus. Für Hausbesitzer besonders interessant: Sowohl in Bezug auf das Material als auch im Einbau ist die Wangentreppe die günstige Lösung. Sie hat ihren Namen von den schrägliegenden, tragenden Bauteilen an beiden Seiten, den Wangen. Sie begrenzen die Außenkanten der Treppe und befinden sich je nach baulichen Möglichkeiten frei im Raum oder lassen sich an den Wänden befestigen. In diesem Fall können Sie auch zu einem Material mit einer vergleichsweise geringen Stärke greifen, da dennoch eine sehr hohe Stabilität und Robustheit erreicht wird.
Sie haben die Wahl zwischen verschiedenen Varianten der Wangentreppe. Offene Wangentreppen verzichten auf Setzstufen, wirken filigran und lassen viel Licht durch. Auch die aufgesattelte Wangentreppe wirkt leicht und lichtdurchlässig. Die Wangen bleiben bei dieser Konstruktion von oben unsichtbar und sorgen dafür, dass die Stufen seitlich leicht abstehen. Wangentreppen lassen sich gerade oder geschwungen konstruieren und kommen vor allem in Wohnhäusern mit bis zu zwei Wohneinheiten und auf Flächen, die kleiner als 500 Quadratmeter sind, zum Einsatz. Das macht sie im Einfamilienhaus zu einer bevorzugten Treppenart.
Wie die Saiten einer Harfe ist die Harfen- oder abgehängte Treppe aufgebaut. Die Stufen werden an eben dieser sogenannten Harfe, einem Stahlseil, -rohr oder -gitter, aufgehängt, das an der Decke befestigt wird. Als statisches Element dient diese Harfe: Sie leitet das Gewicht der gesamten Treppenkonstruktion und der Verkehrslast ab und sorgt für maximale Stabilität – auch wenn sie eine sehr filigrane Gestaltung aufweist. Das macht die Harfentreppe insgesamt zu einer beliebten Variante für moderne, sachlich gestaltete Interieurs. Die Treppenstufen können aus Holz oder Metall bestehen – ganz nach Ihren Wünschen.
Für Ein- und Zweifamilienhäuser existiert keine entsprechende Vorschrift, sodass die Harfentreppe durchaus erlaubt ist. Öffentliche Gebäudetreppen müssen jedoch der DIN EN 1865 entsprechen, die Normen für allgemeine Krankentragesysteme und Krankentransportmittel festlegt. Die Harfentreppe erfüllt diese Norm aufgrund ihrer Bauweise in der Regel nicht.
Die Bolzentreppe bezeichnet man auch als freitragende oder Tragbolzentreppe. Sie kann aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Metall, Glas oder Stein bestehen. Das macht sie zu einer sehr variablen Treppenvariante. Die Stufen werden anhand von Bolzen miteinander verbunden. Die freitragende Bolzentreppe verzichtet damit auf einen Unterbau. Sie besteht lediglich aus Stufen, Bolzen und gegebenenfalls Verankerungen in der Wand, die gemeinsam für eine optimale Statik sorgen. Somit wirkt sie leicht und filigran. Zusätzlich sollten Sie für die Trittsicherheit ein Geländer installieren. Bolzentreppen gibt es als gerade Varianten mit gleichgroßen Stufen sowie in geschwungener Form. Letztere verfügen über unterschiedlich große Trittstufen.
Bei einer Holmtreppe, auch aufgesattelte Treppe genannt, liegen die Stufen auf der Tragekonstruktion, den sogenannten Holmen, auf. Diese Holme bestehen aus Holz oder Metall und lassen sich unterschiedlich anordnen: einzeln (Einholm-Treppe), doppelt (Zweiholm-Treppe) oder parallel (Mittelholm-Treppe). Letztere benötigt eine zusätzliche Befestigung mit Bolzen, um eine optimale Statik und Sicherheit zu gewährleisten. Wichtig ist dies vor allem bei geschwungenen Treppenverläufen. Geradlinige Verläufe sind dagegen statisch einfacher zu realisieren.
Kragarm- oder Kragstufentreppen zeichnen sich durch ihre scheinbar schwebende Optik aus. Als Kragarme bezeichnet man einseitig gelagerte, waagerechte Balken. Diese werden für die Treppenkonstruktion einseitig an der Wand eingespannt und dienen als Trägerkonstruktion. Die Stufen befestigt man mittels Schwerlastanker in der Wand. Die Voraussetzung für diese sehr leicht und modern wirkende Treppenkonstruktion ist eine stabile Betonwand. Diese muss jedoch nicht zwingend eine tragende Wand sein.
Bereits vor Jahrhunderten war die Spindeltreppe eine beliebte Bauform: Sie besteht aus einer tragenden Mittelstütze, der Spindel, und radial daran befestigten Stufen. So entsteht eine runde Form, mitunter lassen sich auch quadratische Grundrisse erzielen. Die Spindel, eine Säule aus Stahl oder Holz oder ein Spannrohr, reicht mindestens bis zur Austrittsebene, häufig sogar bis zur Oberkante des Treppengeländers. Eine optimale Statik erreichen Sie bei der Spindeltreppe durch unterschiedliche Varianten. So lassen sich die Stufen als selbsttragende Elemente mit Distanztrommeln über das Spannrohr schieben und verspannen. Ein Kragarm zur Unterstützung ist nicht notwendig.
Des Weiteren lässt sich eine Wange integrieren, die die Stufen trägt und von der Spindel haltend unterstützt wird. Darüber hinaus kann man die Stufen auf Kragträgern aufsetzen und so stabilisieren. Spindeltreppen unterstreichen in Innenräumen eine moderne Raumgestaltung und kommen ebenfalls als Außentreppen zum Einsatz. In diesem Fall sind die jeweiligen baurechtlichen Vorschriften bezüglich des Mindestaustritts sowie des Durchmessers der Spindel zu beachten.
Ähnlich wie die Tragarmtreppe scheinen die Stufen bei der Faltwerktreppe frei im Raum zu schweben. Allerdings handelt es sich hierbei um eine geschlossene Treppenkonstruktion, die ohne sichtbare Unterkonstruktion auskommt. Die Stufen wirken wie gefaltet und vor allem aus einem Guss – daher die Bezeichnung. Der bauliche Aufwand ist bei einer Faltwerktreppe recht hoch, sodass ihre Konstruktion zu den Königsdisziplinen im Treppenbau zählt. Der hohe Aufwand und die entsprechend hohen Kosten lohnen sich allerdings. Faltwerktreppen punkten mit einer sehr ästhetischen Optik und erfreuen sich schon daher in modernen, architektonisch anspruchsvollen Häusern großer Beliebtheit. Die Montage der Treppe erfolgt über Bolzen an der Wand; Stahlträger oder andere Tragekonstruktionen sind nicht notwendig. So erzeugen Sie ein leichtes, filigranes Erscheinungsbild.
Die Schwierigkeit der Konstruktion hängt vom verwendeten Material ab. Betontreppen lassen sich vergleichsweise einfach realisieren, da sich der gefaltete Treppenlauf als Fertigteil gießen lässt. Bei Stahltreppen sieht das anders aus, da eine ausreichende Statik nur durch parallel und übereinander abgestufte sowie miteinander verbundene Stahlbleche erreicht werden können. Deshalb ist es bei der Konstruktion einer Faltwerktreppe grundsätzlich empfehlenswert, immer einen Statiker heranzuziehen.
Die Gesamtkosten für die verschiedenen Treppenkonstruktionen sind sehr unterschiedlich. Das liegt zum einen an den unterschiedlich hohen Materialkosten und zum anderen an den variablen Kosten für Handwerker und gegebenenfalls Statikern. In der Tabelle finden Sie die durchschnittlichen zu erwartenden Kosten für die verschiedenen Treppenkonstruktionsarten im Überblick:
Treppenart | Materialkosten | Materialkosten |
---|---|---|
Wangentreppen | je nach Material / Holzart 600 bis 850 Euro | 1.500 bis 2.000 Euro |
Harfentreppen | 1.500 bis 2.000 Euro | 3.000 bis 5.000 Euro |
Bolzentreppen | je nach Material / Holzart 2.500 bis 8.000 Euro | 1.500 bis 2.000 Euro |
Holmtreppen | je nach Material 1.500 bis 2.000 Euro | 1.500 bis 2.000 Euro |
Kragarmtreppen | 2.500 bis 4.000 Euro | 3.000 bis 5.000 Euro |
Spindeltreppen | 800 bis 2.200 Euro | 1.500 bis 2.000 Euro |
Faltwerktreppen | je nach Material 3.000 bis 5.000 Euro | 3.000 bis 5.000 Euro |